Zum Hauptinhalt springen

Hintergrundinformationen zur Sauerstoffintervalltherapie (IHHT)

· 8 Minuten Lesezeit
Reinhard Köller

Sauerstoffintervall Phänomene findet man auch in der Natur.Positive Beispiele der Atmung sauerstoffreduzierter Luft finden sich auch in der Natur. Die Grönlandwale, die nördlich des Polarkreises leben, tanken Sauerstoff an der Wasseroberfläche und tauchen dann für über 15 Minuten in die Meerestiefe ab. Wenn sie dann wieder auftauchen, ist ihre Sauerstoffkonzentration im Blut und in den Zellen erheblich abgesunken. Dieser Prozess wiederholt sich am Tag rund 100 mal. Sie ernähren sich von Plankton und kleinen Fischen, die ihnen nur ½ Jahr zur Verfügung stehen. Die weiblichen Tiere gebären alle 3 Jahre ein Jungtier bis ins hohe Alter von 90. In erlegten Walen fand man abgebrochene alte Jagdwerkzeuge, die eine genaue Bestimmung des Alters der Tiere zuließen: manche waren über 200 Jahre alt und bei keinem fand sich eine Krebserkrankung.

Möglicherweise sind Sie durch die Sendung der RTL Moderatorin Katja Burkard am 12.05.2012 auf die IHHT / Sauerstoffintervalltherapie aufmerksam geworden. In der Sendung wurden Wege zur "Verjüngung" aufgezeigt. Keineswegs unterstütze ich alle dort gezeigten Methoden zum sog. Anti-Aging ! Die IHHT ermöglicht in jedem Alter in Kombination mit einer individuellen orthomolekularen Therapie (Mikronährstoffe und Vitalstoffe) eine sinnvolle "Verjüngungskur", wobei die Parasympathikusreserve (regenerierendes unwillkürliches Nervensystem).

Mit der Sauerstoff Intervalltherapie fördern wir die Effizienz der Energie bereit stellenden Organellen in unseren Zellen (Mitochondrien). Zudem wird durch den Einfluss der IHHT auf bestimmte Signalproteine eine Vielzahl positiver Stoffwechselwirkungen erreicht: Stärkung des Immunsystems, Verbesserung der Herzfunktion, Normalisierung des Blutdrucks, Verbesserung der Lungenleistung, Erhöhung der physischen und psychischen Belastbarkeit, Verminderte Verletzungsanfälligkeit, sportliche Leistungssteigerung, Regulierung einer gestörten Hormonfunktion, verbesserte Energiebereitstellung für alle Zellen, ... womit nur einige Aspekte genannt sind.

Die Sauerstoffintervalltherapie, auch unter dem Namen "Intermittierende Hypo- Hyperoxie Therapie" (IHHT) bekannt, ist nicht zu verwechseln mit der Sauerstofftherapie bzw. O2 Inhalationstherapie oder gar mit der Ozontherapie.

Die korrekt dosierte Anreicherung der Atemluft mit Sauerstoff hilft bei akuten oder chronischen Sauerstoffmangelerkrankungen zur hinreichenden Sauerstoffversorgung der Zellen. Demgegenüber wirkt die IHHT als ein Training des Körpers, seiner Zellen und energiebereitstellenden Organellen (Mitochondrien). Aus der Sportmedizin oder auch der Raumfahrt ist das Höhentraining bekannt. Sportler trainieren in der sauerstoffärmeren Luft des Gebirges, um die Bildung der Sauerstoff aufnehmenden Blutzellen (Erythrozyten) anzuregen und die Mitochondrien zu trainieren. Den Effekt des Höhentrainings erreichen wir in der Sauerstoffintervalltherapie durch kurze Phasen (wenige Minuten) der Einatmung einer sauerstoffreduzierten Atemluft. Diese wechseln sich mit ebenfalls kurze Phasen einer sauerstoffangereicherten Atemluft ab. Tagsüber in der Höhe trainierende Sportler erleben dies relativ in abgeschwächter Form, wenn sie nachts im Tal übernachten. IHHT kombiniert also die positiven Wirkungen der Sauerstofftherapie mit den Effekten des sog. Höhentrainings.

Insbesondere die Forschung russischer Raumfahrtwissenschaftler hat uns eine Therapie möglich gemacht, die Energiekraftwerke unserer Zellen, die man Mitochondrien nennt, zur Regeneration zu bewegen. Bei Untersuchungen von Piloten und Kosmonauten , die häufiger reduzierter Sauerstoffatmung ausgesetzt waren, machten sie erstaunliche Entdeckungen. Von Bedeutung ist dies besonders für Menschen, die unter einem chronischen Energiemangel leiden und zur Sicherung des überlebens und Verbesserung der Lebensqualität kaum anderen Therapiemöglichkeit haben.

Jede Körperzelle enthält Mitochondrien (energieproduzierende Organellen), in denen unter Sauerstoffverbrauch durch die Verbrennung von Zucker und Fettsäuren die Produktion von Adenosintriphosphat (ATP) stattfindet (Trikarbonsäure Zyklus und oxidative Phosphorylierung). ATP ist ein Energieäquivalent; 1 Mol ATP liefert 30,5 kJ Energie. Pro Mol Glukose (= 180,16g) produzieren die Mitochondrien 2881 kJ. Im Vergleich dazu kann in der sauerstofffreien Energieproduktion aus einem Mol Glukose nur 197 kJ Energie gewonnen werden (Abbau zu Laktat). ATP wird für alle im Körper ablaufenden Stoffwechselprozesse verbraucht. Wird immer ausreichend ATP gebildet, bleibt der Mensch gesünder. Zellen, die viel Energie verbrauchen (Herz, Nerven, Muskulatur) haben eine hohe Zahl an Mitochondrien. In gesunden Herzmuskelzellen machen funktionierende Mitochondrien ungefähr 40% des Gesamtgewichts des Herzens aus, in den Nervenschaltstellen des Gehirns beträgt der Anteil bis zu 60%.

Die Energieausbeute von Zucker ist ungünstiger als die von Fetten. Fette benötigen dagegen relativ mehr Sauerstoff - ihre Energieausbeute pro Liter O2 ist geringer. Da der Reaktionsablauf bei Fetten langsamer ist, wird die "schnellere Energie" über Zuckerbausteine gewonnen. Hierbei entstehen immer freie Radikale, die zwar vom Organismus auch für wichtige Prozesse gebraucht werden, z.B. Zerstörung eindringender Mikroorganismen und Beteiligung an der Bildung von Hormonen aus Cholesterin. Eine übermäßige Bildung schadet jedoch den Zellmembranen und der mitochondrieneigenen Erbsubstanz (mDNA), die anfälliger ist als die des Zellkerns. Dieser sogenannte oxidative Stress ist eine Hauptursache für Alterungsprozesse, chronisch degenerative Krankheiten, chronische Erschöpfung, Immunschwächen und Krebs. Er ist auch dafür verantwortlich, dass das Immunsystem eines Marathonläufers nach 42 Kilometern für kurze Zeit so geschwächt ist wie das eines Aidskranken im Endstadium.

Mitochondriale Erkrankungen können auch durch von der Mutter erworbene Mutationen der mitochondrialen DNA bedingt sein und im Kindes- wie auch erst im Erwachsenenalter auftreten. Beschrieben sind Defekte der Pyruvat-Oxidation (X-chromosomal), Defekte des Fettstoffwechsels, des Citratzyklus und der Atmungskette. Bei den primären Mitochondriopathien (wie CPEO, MELAS, MERRF-Syndrom...) handelt es sich überwiegend um schwere Krankheitsbilder. Bei der IHHT reden wir ausschließlich über sekundäre, erworbene Mitochondriopathien. Diese können sich in Form von neurodegenerativen Erkrankungen wie M. Parkinson, Alzheimer Demenz oder auch der ALS äußern. Oder als aggravierender Faktor bei Krankheiten wie der Fibromyalgie, der aktiven Mononukleose, bei CFS oder der zellulären Hypoxie. Sekundäre Funktionsstörungen der Mitochondrien stehen in unmittelbarer Beziehung zu chronischen Entzündungen, Sauerstoffradikalenstress oder einer Immunstörung mit sog. TH2 Dominanz. So kann sich die intrazelluläre ATP Produktion bereits nach Sanierung eines chron. entzündeten apikalen Zahngranulom erholen.

Radical Oxygen Species, ROS bzw. Sauerstoffradikalen können übermäßig unter dem Einfluss von toxischen Umwelteinflüssen wie Schwermetalle und andere Xenobiotika, Medikamenteneinfluss, chron. seelischer oder physischer Stress usw. Der Körper reagiert auf diesen Angriff Freier Radikaler, der sich in jeder Sekunde tausendfach vollzieht, indem er sie durch Antioxidantien abfängt, das sind Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Reparaturenzyme beheben Schäden am Erbgut, was an dem sehr empfindlichen der Mitochondrien aber kaum gelingt. Im Laufe des Lebens addieren sich diese Schäden mit der Folge, dass die Leistung der Energiekraftwerke stetig abnimmt.

Dieser Prozess beginnt schon zwischen dem 3. und 4. Lebensjahrzehnt. Besonders betroffen sind Nervenzellen, Herz und Muskelzellen. Die Zahl der geschädigten funktionslosen Mitochondrien steigt, denn diese teilen sich weiterhin, wie auch die gesunden. Die Energieleistung nimmt drastisch ab, es kommt zu einem vermehrten Calciumeinstrom in die Zelle und diese stirbt. Muskelkraft, Herzleistung, Sehkraft, überhaupt Organleistungen und auch Hautelastizität nehmen ab - abhängig von der Dauer und Intensität der Schädigung. Unsere Lebenskraft sinkt stetig. Somit altern und erkranken wir vor allem durch mitochondriale Schädigung. Dies ist seit Anfang der achtziger Jahre bekannt. Umwelteinflüsse, Lifestyle in der Zivilisationsgesellschaft, langfristige Medikamenteneinnahme und immer schlechtere Ernährungsgewohnheiten beschleunigen den Prozess. Es entstehen Krankheiten, an denen defekte Mitochondrien beteiligt sind. Insbesondere zählen dazu nachweislich Diabetes Typ 2, übergewicht, Hormonstörungen, Demenz, Krebs, rund 50 andere Krankheiten sowie ein beschleunigter Alterungsprozess. Altern ist für die Altersforscher eine langsam fortschreitende Krankheit.

Die geschädigten Mitochondrien, von denen man weiß, dass sie sich schneller vermehren als die gesunden, können nur noch Zucker verbrennen. Ihre Energiebildung kann dadurch bis auf 16% sinken. Jetzt entstehen noch mehr freie Radikale und der Mensch befindet sich durch diese Dysbalance in einem biochemischen Teufelskreis.

Kann man diesen Teufelskreis durchbrechen und den Zellzyklus der gesunden Mitochondrien verbessern?

Die bereits erwähnten russischen Forscher entwickelten aufgrund ihrer Beobachtungen die intermittierende Hypoxietherapie (IHT). Für wenige Minuten wird dem Patienten sauerstoffärmere Luft über eine Maske zugeführt. Der Sauerstoffgehalt kann so präzise und individuell gesteuert werden, dass er dem der "dünnen" Bergluft zwischen 2000 und 6000 Metern Höhe entspricht (Hypoxiephase), gefolgt von einer Gabe sauerstoffreicher Luft (Hyperoxiephase). Man erzeugt somit ein Reizklima. Durch diesen äußerst effektiven Trainingsreiz werden Prozesse in Gang gesetzt, die zum isolierten Untergang geschädigter Mitochondrien führen, den gesunden Mitochondrien, die sich etwa alle 5 Tage teilen, mehr Raum gibt sich zu vermehren und die Energieproduktion zu erhöhen. Dies ist messbar durch Bestimmung der mitochondrialen Zellaktivität. Die Leistungsfähigkeit aller Organe wird verbessert, der Alterungsprozess wird deutlich verzögert, chronische Erkrankungen können durch dieses beschriebene Zelltraining gestoppt oder sogar geheilt werden.

Die IHHT zeichnet sich durch eine stattliche Anzahl wissenschaftlicher Untersuchungen und Dokumentationen zur Wirksamkeit aus. Eine gute Zusammenfassung einer wissenschaftlich arbeitenden Autorengruppe enthält das Buch von Lei Xi und Tatiana Serebrovskaya zum Thema "Intermittent Hypoxia and Human Diseases" Springer Verlag 2012

Literatur:

  • Lei Xi und Tatiana Serebrovskaya "Intermittent Hypoxia and Human Diseases" Springer Verlag 2012 (enthält mehrere hundert weitere Quellenhinweise)
  • Mitochondrial complex I deficiency in Parkinson's disease.
  • Schapira AH et al. J Neurochem.1990 Mar;54(3):823-7.
  • Deficiencies in complex I subunits of the respiratory chain in Parkinson's disease.
  • Mizuno Y et al. Biophys. Res. Commun 163;1450-55.
  • Biochemical analysis of respiratory chain enzymes in different brain regions of patients with Parkinson's disease Reichmann H., Riederer P. BMBFT Symposium "Morbus Parkinson" Bad Kissingen 1989.

Beratungsgespräch vereinbaren

Ihre Fragen beantworten wir gerne per E-Mail: info@praxis-koeller.de.

Für ein persönliches Beratungsgespräch bitten wir Sie, einen Termin unter der Telefonnummer
040 280 518 63 zu vereinbaren.